Omas gegen rechts - Gießen


Auf dieser Seite findet sich einiges über den Versuch, über ländliche Gemeinschaften völkisches Gedankengut zu verbreiten.
Haben wir ein waches Auge darauf, was in unserer Region passiert.




Anastasia


erst etwas Schönes

"Grüner Garten, brauner Boden“ – ARD, Kontraste, Die Reporter vom 11.04.2019

Die Anastasia-Ideologie basiert auf einer zehnbändigen Romanreihe des russischen Autors und Unternehmers Wladimir Megre. Die Erzählung beschreibt Anastasia als außergewöhnlich schöne Frau aus der Taiga mit langem, goldblondem Haar, die nichts trägt, außer einem leichten, weißen Kleidchen. Sie ist allwissend und hat übernatürliche Fähigkeiten.
Der Roman bedient ein antiquiertem Frauenbild, sowie rassistische und antisemitische Ressentiments. Rettung von angeblich dunklen Kräften, die die Menschen von einem erfüllten Leben abhalten, sollen sogenannten Familienlandsitze sein. Auf einem Hektar Land mit Wasserquelle sollen Siedlerfamilien als Selbstversorger heimisch werden.
Alles, was mit der modernen demokratischen Gesellschaft im Zusammenhang steht, wird abgelehnt.

An ihrem Ursprungsort in Russland hat die Bewegung ein breites Netzwerk mit über 400 Familienlandsitzen aufgebaut.
Auch in Deutschland findet die Idee, nach dem Vorbild Anastasias zu siedeln, immer mehr Anhänger. Nach Medienrecherchen soll es zwischen Brandenburg und Bayern bereits über 20 Ableger geben. Die Siedlungen tragen Namen wie „Weda Elysia“, „Goldenes Grabow“ oder „Oase Goldhammer“. Und auch in Österreich wird bereits gesiedelt.

Auch in Hessen sind sogenannte völkische Siedler aktiv. Das hessische Landesamt für Verfassungsschutz (LfV) kennt drei „Familienlandsitzprojekte“, die sich auf die aus Russland stammende Bewegung beziehen. Auch weiß der Innlandsgeheimdienst aktuell von mehreren Personen aus Hessen, die Kontakte zur völkischen „Anastasia-Bewegung“ haben.

Das lotto-magazin, eine antifaschistische Zeitung aus NRW, Rheinland-Pfalz und Hessen benennt in ihrem Beitrag Ökologie, Rassenlehre und Antisemitismus - Die „Anastasia-Bewegung“ in Hessen zwei Landsitze. In Jesberg-Densberg im Schwalm-Eder-Kreis gründeten Cornelia und Andreas Kin 2013 einen „Familienlandsitz“, den Familien-Lebensgarten am Quellenwald. Das zweite Projekt befindet sich in Nentershausen-Bauhaus, unweit von Bad Hersfeld.

Die Idee des sauberen reinen Lebens ist anschlussfähig. Im Allgäu sollte im vergangenen Jahr mit der „Lebensoase“ ein neuer Standort entstehen. Das Projekt platzte, als sich Bürgermeister und Eigentümer der Flächen, die die Bewegung kaufen wollte, distanzierten. Die Gruppe wird nun wohl weitersuchen nach Orten für Niederlassungen.
Anhänger*innen der rechts-esoterischen und antisemitischen Anastasia-Sekte möchten an gleich drei Orten im Ober- und Westallgäu siedeln. Sie bezeichnen ihre Familien-Landsitze als »LebensOasen« oder »Freie Natürliche Ökodörfer«. Somit wird nicht direkt ersichtlich, um was für Gemeinschaftsformen es sich tatsächlich handelt und was für gefährlichen und krude Weltbilder sich dahinter verbergen.

Auch Beiträge des bayrischen Rundfunks beschäftigen sich mit dem Anastasia-Kult, der sich unter anderem im Allgäu und im Chiemgau ausbreitet. Vom bayerischen Verfassungsschutz wird die Bewegung – anders als in Thüringen, Niedersachsen und Brandenburg – bislang aber jedoch noch nicht beobachtet.

Anastasia: Zulauf zu neu-religiöser Bewegung auch in Bayern
Der Anastasia-Kult – öko oder eher braun?

Der Bayrische Rundfunk bietet auch einen Podcast unter der Rubrik Medienkompetenz an. Die Reihe "Seelenfänger: Der Anastasia-Kult".
"sie untersucht die scheinbare Idylle, nach dem ursprünglichen Leben: Leben auf dem Land, Selbstversorgung mit Biolebensmitteln und eine starke Verbindung zur Tradition. Warum sich Menschen von dieser Bewegung angezogen fühlen, die eigentlich auf die russische Fantasy-Figur Anastasia zurückgeht, das hat ein Team über Monate hinweg für diesen Podcast "Der Anastasia-Kult" recherchiert.

Die MDR-Sendung Exact berichtet über Völkische Siedler mit rechtsextremen Verbindungen, die sich in Wienrode im Harz angesiedelt haben. Nur wenige Anwohner wagen offene Kritik an den neuen Nachbarn zu üben. Von Kommunalpolitikern fühlen sie sich alleingelassen.
Anastasia-Siedler mit rechtsextremen Kontakten - Ein Dorf verstummt. Diese Sendung ist bis zum 16.11.2023 in der Mediathek zu sehen.

SACHSEN-ANHALT RECHTSAUSSEN - Informationen zur rechten Szene in Sachsenanhalt hat sehr viel Informationen zur Szene in Sachsen-Anhalt zusammengetragen. Aber auch in anderen Bundesländern sind diese Informationen im Zusammenhang mit der Völkischen Landnahme nützlich.
Vom Rekrutierungsfeld Corona-Protest, den gut vernetzten Anastasia-Siedlungen, der Nationalsozialistischen Rassenlehre über die Ludendorffer, "Germanisch Heilkunde" und mehr.

Völkische Szene, germanische Gläubige und Corona-Proteste

Belltower, ein Netz für die digitale Zivilgesellschaft, berichtet: "Das Bundesamt für Verfassungsschutz führt die rechtsesoterische Anastasia-Bewegung als rechtsextremen Verdachtsfall – endlich."
Anastasia-Bewegung als rechtsextremer Verdachtsfall eingestuft.

Die Entwicklung 2023 beleuchtet der Beitrag Jahresrückblick "Sachsen-Anhalt – Anastasia, Institut für Staatspolitik und AfD"



nach oben


Akademie Engelsburg

Ein neues rechtes Netzwerk baut sich zurzeit auf. Das bundesweit agierende rechtradikale Spektrum arbeitet an der sog. Akademie Engelsburg. Ein entsprechender Aufruf im Mai 2021 in den 'sozialen Medien' hatte schnell 47.000 Follower. Ziel ist es unter anderem eigene Schulen und Bildungseinrichtungen zu errichten.
Eine breite Anhängerschaft auf beispielsweise Telegram zeigt täglich in Eigenregie produzierte Videos und Artikel zu den Themen Selbstversorgung, naturnahe und „reine“ Lebensweisen, „alternative“ Wirtschaftsformen und „Freilernen“. Untermauert werden die 'Erkenntnisse' mit Zitaten aus den Anastasia-Büchern, Verschwörungserzählungen und sozialdarwinistischen Positionen. Über Online-Kongresse, Spendenaufrufe und Fragestunden via Zoom bietet sich die Möglichkeit, selbst aktiv zu werden und sich der Gemeinschaft anzuschließen.

Auf den rechtsesoterischen Kongressen, ist oft Martin Laker als Gast geladen.
Laker, der wie in einem vergangen Jahrhundert steckengebliebener Sektenprophet wirkt, ist jedoch mehr als strenger Öko Guru. Er vertritt vielmehr deutlich sexistische und rassistische Positionen, verbreitet Reichsbürger-Ideologie und Q-Anon-Mythen.
Er glaubt - zumindest nach außen hin - dass Anastasia einen allem übergeordneten Plan gemacht hat. Diesem Plan würden sich auch die Q-Anons unterordnen. Das jetzige "satanische Konstrukt" wird gestürzt werden. Ziel ist es ein deutsches Reich zu errichten.

Martin Laker und die Akademie Engelsburg

Eine sehr engagierte Gruppe Allgäu ⇏ rechtsaussen bietet Recherche, Dokumentation und Analyse der Umtriebe von Neonazis und anderen Rechtsradikalen im Allgäu und den angrenzenden Regionen. Zu ihren Themen gehört auch die Akademie Engelsburg.
Akademie Engelsburg«: Von kruder Esoterik zum Traum einer Militärdiktatur

Auch das Schweizer Untergrund-Blättle, ein Online-Magazin für kritischen Journalismus mit analytischen und kontroversen Texten, thematisiert beschäftigt sich mit dieser Bewegung.
Hunderte Gruppengründungen der esoterisch-neurechten Akademie Engelsburg bundesweit
Es berichtet, dass Martin Laker zeitweilig alleine vor der Reichsflagge redet. Daneben existieren sogenannte „Stammtischformate“, in denen bis zu vier Menschen miteinander reden. In der Ausgabe „Sind jetzt die Frauen/ Weiber dran?“ (Laker bezeichnet Frauen vorzugsweise als Weiber und Männer als Kerle und betont explizit, die Meinung von Frauen würde ihn nicht interessieren) erklärt er, Männer seien richtungsangebende Pfeile und Frauen bewahrende Kreise.

Das Antifaschistische Infoblatt (AIB), eine bundesweit berichtende Zeitschrift aus Berlin, setzt sich ebenfalls mit der Anastasia Bewegung und der "Engelburg" auseinander.
In dem Artikel Die Anastasia Bewegung: Irdische Energien online beleuchten sie die Vernetzung der unzähligen Online-Kanäle und die personellen Verflechtung der Akteure.



nach oben


Völkische Landnahme in Hessen



Immer erfolgreicher versuchen völkische Gruppierungen große Anwesen zu erstehen, um dort ihrer Ideologie entsprechend einen Mikrokosmos aufzubauen, der sich dann nach außen erweitern soll.
Nun auch in unserer Region.

In Waldsolms (Lahn-Dill-Kreis) soll auf einem früheren Bundeswehrgelände ein solches Projekt entstehen. Report Mainz berichtete darüber mit dem Hinweis auf einen Ort in Hessen. Experten warnen vor Wohnprojekten der Corona-Protest-Szene.

In einem Interview mit dem ARD-Politikmagazin erklärte der Politikwissenschaftler Jan Rathje: “Der Staat ist gefordert, das Ganze als Problem wahrzunehmen und anzuerkennen.” Die Mechanismen der möglichen Radikalisierung innerhalb des Milieus sind bekannt. “Wir sind in einer Situation, wo Gewalttaten schon stattgefunden haben.” Die Aussteiger-Projekte wirken wie ein Verstärker der Haltung, denn ein Widerspruch der Anhänger ist in solchen Projekten nicht vorgesehen.

Die Gießener Allgemeine geht der Vermutung ebenfalls in dem Beitrag Querdenker-Welt im Lahn-Dill-Kreis) nach.

Laut dem Gießener Anzeiger ist im Lahn-Dill-Kreis schon eine Genossenschaft gegründet worden, um das Projekt zu starten. Eigene Querdenker-Welt.
Der Organisator ist offenbar Heiko Schuster, der auch die Querdenker-Demos in Wetzlar organisiert hat.

Die Amadeu Antonio Stiftung hat in der Online-Broschüre Land unter? Handlungsempfehlungen für den Umgang mit völkischen Siedler*innen veröffentlicht.




nach oben


Völkische Siedlungen

Irminsul

Irminsul, der Weltenbaum, der in der Mythologie die Verbindung zwischen Himmel und Erde darstellt. Das Symbol ist bei neuheidnischen und völkischen Gruppen beliebt. Sie grenzen sich damit gegen das Christentum ab. Oft findet es sich an völkischen Gehöften.


„Bei den völkischen Siedlern handelt es sich um einen relativ kleinen Kreis von Personen, denen es aber gelingt, ihre andere Menschen ausgrenzende Ideologie in die jeweilige Dorfgemeinschaft hineinzukommunizieren. Sie sind geprägt durch rassistische, nationalistische, antisemitische und/oder homophobe Äußerungen und sie versuchen im Gemeinwesen damit Einfluss zu gewinnen“, so Pastor Klaus-Dieter Kaiser von der evangelischen Akademie der Nordkirche Rostock.

Unauffällig integrieren sie sich zunächst in ihrem Umfeld, engagieren sich bei der Feuerwehr, in Sportvereinen und anderen dörflichen Strukturen. Erst mit der Zeit wird deutlich, welcher völkischen Ideologie sie angehören, welchen Druck sie auf Andersdenkende ausüben.

Siedlungsbestrebungen finden sich in ganz Deutschland. Siedler*innen haben sich in Bayern, Hessen, der Lüneburger Heide, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, und Schleswig-Holstein niedergelassen.

LOTTA, eine antifaschistische Zeitung aus NRW, Rheinland-Pfalz und Hessen berichtet in dem Artikel „Lebensraum und Schutz für Generationen“ über ein neues Neonazi-Zentrum des Meinolf Schönborn im hessischen Gieselwerder.
In der „Residenz Ludenbeck“ soll ein neuer 'Schutz- und Lebensraum' für mehrere Generationen der 'Neuen Rechten' entstehen. Neben dem Wohnraum soll es auch ausreichend Platz für Veranstaltungen bieten.


Spiegel TV bietet in einem Video einen ersten Einblick in diese Szene - auch über ihr fragwürdige Finanzierungsgebaren. Wie der Familienclan Bachmann mehrere Immobilien kauft:



Auch der Deutschlandfunk - Kultur widmet sich diesem aktuellen Thema: Völkische Siedler im ländlichen Raum - Der Bio-Nazi von nebenan

.

"Grüne Braune"
Was hat Umweltschutz mit nationalsozialistischem Gedankengut zu tun? Im Dossier Rechtsextremismus erklärt Toralf Staud das Thema für die Bundeszentrale für politische Bildung.
Grüne Braune, von: Bundeszentrale für politische Bildung/bpb



Cover Völkische Landnahme


Die erfahrenen Rechtsextremismus-Experten Andrea Röpke und Andreas Speit haben sich in Ihrem Buch Völkische Landnahme ausführlich mit dem Thema "Alte Sippen, junge Siedler, rechte Ökos" auseinandergesetzt.
Sie zeigen die historischen Wurzeln und aktuellen Vernetzungen auf, die bis in die Parlamente reichen. Dabei wird deutlich: Hier handelt es sich um eine unterschätzte Gefahr.



Die Amadeu-Antonio-Stiftung ein Initiative für Zivilgesellschaft und Demokratische Kultur hat eine kleine Broschüre zusammengestellt, die über die Etablierung einer völkischen Gemeinschaft und den Aufbau eines autarken, nationalen Wirtschaftsnetzwerks informiert.


nach oben



Völkische Schulen

Völkische Rechtsextreme haben ein besonderes Interesse daran, eigene Bildungseinrichtungen zu gründen. Die Hoffnung dahinter ist, Kinder in ihrem Sinne beeinflussen zu können.
Freie Schulen sind dabei besonders attraktiv. Sie werden nicht staatlich betrieben, die freien Strukturen bieten die Möglichkeit, ihre rechtsextremen Positionen einzubringen. Die Kinder können so auf ihre Aufgabe als Handwerker, Landwirt oder eben als Hausfrau und Mutter vorbereitet werden.
Ziel ist es nicht, das Wohl aller Kinder zu stärken, sondern, im pädagogischen Umfeld unbemerkt die, ihre Ideologie verbreiten zu können.

Die Süddeutsche Zeitung setzt sich im Hinblick auf Bayern damit auseinander. Kinder auf der Querdenker-Schule. Da es schwierig ist, eine freie Schule zu gründen, wird offensichtlich auf Lerngruppen ausgewichen.

Ein Versuch in Hessen eine eigene Schule zu gründen, wurde aus Leun, Lahn-Dill-Kreis bekannt. Bisher ist dem Unternehmen allerdings kein Erfolg beschieden.

Das hessische Schulgesetz sieht die Möglichkeit vor, dass Eltern eigene Schulen gründen, die den Unterricht an staatlichen Schulen nicht ersetzen, sondern ergänzen. Hessenschau: Hinter der Bauernhofschul-Idylle stecken wohl Rechtsextreme

Das dokumentationsarchiv (dokmz) ist ein antirassistisches Archiv. Es will über Hass, Neonazismus und Faschismus weltweit informieren. In dem Beitrag Querdenker”, “Reichsbürger” & Co. – Hinter der Bauernhofschul-Idylle stecken wohl Rechtsextreme wird eine Frau aus einer Vernetzungsgruppe mit der strafbaren Aussage zitiert:
“Patrioten, schaut euch unbedingt diese wahren Geschichten an. Die wirkliche Wahrheit über das deutsche Volk. Denn die zionistischen Alliierten sind das wahre Feindbild gewesen. In allen KZs wurden keine Juden vergast. Sie wurden ausgewiesen.”. Das muss nicht kommentiert werden!


nach oben